Dienstag, 27. März 2012

Bahnknotenpunkt Stuttgart-Vaihingen - nichts liegt näher

Auf den Fildern hat sich jetzt eine weitere Aktionsgemeinschaft gegründet, das Bündnis Filderbahnhof Vaihingen. Unterstützt wird das Bündnis von der Gruppe "Vaihinger für den Kopfbahnhof" sowie vom Verkehrsclub Deutschland VCD, Kreisverband Stuttgart e.V. Das Ziel des Bündnisses ist der Ausbau des Bahnhofs von Stuttgart-Vaihingen. Im Bahnhof Vaihingen sollen zukünftig auch die Regionalzüge der Gäubahn halten. Weitere Regionalzugverbindungen - gerade auch entlang der Autobahn A8 in Richtung Wendlingen und weiter nach Nürtingen-Tübingen sowie nach Plochingen-Göppingen - sind in der Zukunft nicht ausgeschlossen.



Es ist tatsächlich allerhöchste Zeit, dass die Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 dem unsäglichen Filder-Murks von Stuttgart 21 etwas Konstruktives entgegensetzt. Auch im Blog "Der Stuttgart 21-Irrtum" ziehen sich die Themen des Filder-Murks von Stuttgart 21 sowie einer besseren Anbindung des Bahnhofs Stuttgart-Vaihingen und der Ausbau dieses Bahnhofs zu einem regionalen Bahnknotenpunkt wie ein roter Faden durch die bisher veröffentlichten Posts. 

Ein Blick auf eine Karte der Fildern sowie auch auf eine Karte der Linien des öffentlichen Verkehrs zeigt ganz klar: nichts liegt näher als der Bahnhof Vaihingen. Es gibt auf den Fildern keinen zweiten Punkt, der bereits heute von so vielen Linien des öffentlichen Verkehrs angefahren wird wie Stuttgart-Vaihingen. Und es gibt auf den Fildern keinen zweiten Punkt, der ein so großes Einzugsgebiet in Bezug auf die Wohnbevölkerung, die Arbeitsstätten und die Ausbildungsstätten hat wie Stuttgart-Vaihingen.

Der Stuttgart 21-Murks will dagegen den Bahnhof Stuttgart-Vaihingen links liegen lassen. Statt dessen sollen die Regionalzüge der Gäubahn über den Flughafen umgeleitet werden. Dadurch wird die Fahrzeit der Gäubahn zum Hauptbahnhof länger als heute. Wegen des Mischbetriebs mit der S-Bahn, der eingleisigen Streckenführungen und der höhengleichen Gleiskreuzungen im Bereich des Flughafens würde die Fahrt der Gäubahn zudem wesentlich störanfälliger als heute werden. Und der Flughafenbahnhof hat ein geringeres Fahrgastpotenzial als der Bahnhof Stuttgart-Vaihingen, trotz Flughafen und Messe. Die Gäubahn soll also an den Fahrgästen vorbeifahren. Und wer glaubt schon an die Märchen von eventuellen Anschlüssen zwischen der Gäubahn und dem Verkehr in Richtung Ulm im Flughafenbahnhof? Bei einer Umsteigezeit von mindestens 15 Minuten und nicht aufeinander abgestimmten Fahrtenlagen wird man da lange im Kellerbahnhof des Flughafens warten.

Wie anders verhält es sich dagegen in Stuttgart-Vaihingen! Der Bahnhof hat bereits vier Durchgangsgleise. Die Regionalzüge der Gäubahn können auf einer zweigleisig ausgebauten Strecke zwischen Böblingen und dem Hauptbahnhof über Stuttgart-Vaihingen fahren. Drei S-Bahnlinien halten heute schon in Stuttgart-Vaihingen. Dazu kommen drei Stadtbahnlinien und fünf Buslinien. Der Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen gehört mit 45.000 Einwohnern zu den größten Stuttgarter Stadtbezirken. Zum unmittelbaren Einzugsgebiet des Bahnhofs Vaihingen gehören zudem Teile von Stuttgart-Süd (Heslach, Kaltental) mit weiteren 22.000 Einwohnern, Teile von Stuttgart-Möhringen mit weiteren 25.000 Einwohnern sowie von Stuttgart-Degerloch mit weiteren 17.000 Einwohnern, insgesamt somit mindestens 109.000 Einwohner.

Dann sind die Universität Stuttgart am Pfaffenwald mit ca. 20.000 Studenten sowie die Universität Hohenheim mit ca. 9.000 Studenten direkt dem Bahnhof Vaihingen zugeordnet. Bei S-Vaihingen befindet sich zudem das größte Industriegebiet des Filderraums mit mehreren 10.000 Arbeitsplätzen. Das führt zu einem potenziellen Fahrgastaufkommen im Bahnhof von Stuttgart-Vaihingen, das mit großer Wahrscheinlichkeit größer ist als das Fahrgastaufkommen eines jeden anderen Bahnhofs der Gäubahn bis nach Konstanz. Und dieses Fahrgastaufkommen gilt es zu heben.

Immer wieder stellt man sich allerdings die Frage, ob bei Stuttgart 21 irgendwelche Argumente überhaupt eine Rolle spielen. Man hat manchmal den Eindruck, dass mehr Verkehr auf der Schiene bei Stuttgart 21 gar nicht gewollt ist.

Alle Anzeichen bei Stuttgart 21 deuten darauf hin, dass Stuttgart 21 alles mögliche beabsichtigt, nur nicht eine Steigerung bei den Fahrgastzahlen der Bahn. Es besteht somit selbstverständlich die Gefahr, dass konstruktive Vorschläge der Stuttgart 21-Gegner, die auf eine merkliche Steigerung der Fahrgastzahlen bei der Bahn abzielen, von den S21-Protagonisten sofort abgeschmettert werden. Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet die Daimler AG das durch die Ortschaften tourende Infomobil zu Stuttgart 21 gesponsert hat? An anderer Stelle in diesem Blog wurde bereits dargelegt, dass es keinen größeren Glücksfall für die Autolobby geben kann als Stuttgart 21. Denn dieses Projekt garantiert, dass die für die Bahn verfügbaren Mittel in den kommenden 20 Jahren zum größeren Teil in ein die Bahnkapazität einschränkendes Projekt investiert werden. Dadurch wird die Dominaz des Autoverkehrs in den kommenden 100 Jahren zementiert. Und gleichzeitig kann die Autolobby den Bürgern sagen, dass man doch für ein Bahnprojekt geworben habe. Ein genialer Schachzug! Als Stuttgart 21-Gegner könnte man hieraus vielleicht noch etwas lernen.

Aber kehren wir zurück zum Bahnhof von S-Vaihingen. Mit vergleichsweise geringem Aufwand kann dieser Bahnhof zu einem voll tauglichen Regionalzughalt ausgebaut werden. Die S-Bahnen halten zukünftig an den Gleisen 2 und 3 - wie auch bisher schon zum größten Teil. Die S1 in Richtung Herrenberg hält nicht mehr an Gleis 1, sondern ebenfalls an Gleis 2. Das Gleis 1 wird für die Regionalzüge in Richtung Gäubahn und später auch in Richtung Wendlingen reserviert. Hierzu muss die Bahnsteighöhe von zur Zeit 90 cm über Schienenoberkante auf 70 cm reduziert werden. Für Gleis 4 wird ein neuer Bahnsteig mit 70 cm Höhe gebaut. Dieser Bahnsteig wird an die bestehende Fußgängerunterführung auf der Südwestseite des Bahnhofs angeschlossen. Die Unterführung auf der Nordostseite des Bahnhofs wird verlängert und durchgehend bis ins Industriegebiet gebaut. 

In S-Vaihingen wird nach diesem Ausbau stündlich (im Berufsverkehr halbstündlich) ein Regionalexpress von Stuttgart-Hauptbahnhof nach Konstanz halten, ebenso in der Gegenrichtung. In einer weiteren Ausbaustufe (zur Erinnerung: alle zu S 21 alternativen Ausbaukonzepte sind keine Alles-oder-Nichts-Projekte, sondern etappierbare Vorhaben) hält dann ebenfalls alle Stunde (im Berufsverkehr alle halbe Stunde) auch noch ein Regionalexpress von Stuttgart-Hauptbahnhof über Vaihingen-Flughafen-Nürtingen nach Tübingen, ebenso in der Gegenrichtung.

Diesselbe Funktion, die der Bahnhof Bad Cannstatt im Nordosten des Stuttgarter Talkessels erfüllt, wird dann der Bahnhof Vaihingen im Südwesten des Talkessels innehaben. Und diese Funktion heißt: 
  • wichtiger regionaler Bahnknoten 
  • eine wichtige Ergänzung zum Stuttgarter Hauptbahnhof
  • flächenhafte Erschließung der Region Stuttgart mit Regionalzügen

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