Samstag, 18. September 2010

Die Bebauung des A1 - Gebiets: Stuttgart 21 zum Abgewöhnen

Der Großteil der oberirdischen Gleisflächen im Vorfeld des Hauptbahnhofs kann erst nach der Fertigstellung des Projekts Stuttgart 21 bebaut werden. Eine Ausnahme bildet das Gebiet A1, das sich angrenzend an die Innenstadt zwischen dem Hauptbahnhof, der Heilbronner Straße und der Wolframstraße befindet. Dieses Gebiet ist nun bereits seit 20 Jahren für die Bebauung frei. Im Jahr 1989 wurde mit dem Bau des ersten Büropalastes begonnen.

Verfolgt man die Bebauung des A1 - Gebiets und sieht man deren aktuellen Zustand, kann die Schlussfolgerung nur lauten: Sofortiger Stopp des Projekts Stuttgart 21!



Drei Dinge fallen zunächst einmal auf:

1. Obwohl das A1-Gebiet bereits seit dem Jahr 1989 zur Bebauung frei ist, haben bisher nur die öffentliche Hand bzw. im Eigentum der öffentlichen Hand befindliche Unternehmen dort gebaut. Erst in diesen Wochen beginnt ein privater Bauträger mit einer Wohnbebauung.

Verwaltungsgebäude der LBBW auf dem A1-Gebiet: bisher haben nur die öffentliche Hand oder im Eigentum der öffentlichen Hand befindliche Unternehmen dort gebaut.

2. Die auf dem A1-Gebiet bisher erstellten Gebäude sind durch eine herausragende Hässlichkeit und De-Urbanität gekennzeichnet. Ist man in diesem Gebiet unterwegs, schlägt man unwillkürlich den Mantelkragen etwas höher oder zieht die Mütze etwas tiefer ins Gesicht.

Das Gebäude der städtischen "Bibliothek 21" ist im Rohbau fertig. Geradezu geschockt betrachten die Stuttgartinnen und Stuttgarter diese Ausgeburt an De-Urbanität. Der inzwischen gebräuchlichste Spitzname ist "Stammheim 2" (Für alle Nicht-Stuttgarter: in S-Stammheim befindet sich ein bundesweit bekanntes Gefängnis). In einem Akt von Panik hat die Stadtverwaltung inzwischen den jahrelang verwendeten Begriff Bibliothek 21 durch den Begriff Neue Bibliothek ersetzt. Anscheindend versucht man, das sinkende Schiff noch rechtzeitig zu verlassen.

3. Der größte Teil des Gebiets ist auch nach 20 Jahren weiterhin unbebaut und stellt eine Brachwüste in der City dar.

Der größte Teil des A1 - Gebiets ist auch 20 Jahre nach Baubeginn noch Brachflläche. Eine ganze Generation von Stuttgarterinnen und Stuttgartern musste mit diesem Anblick aufwachsen.
Wie, so fragt man sich, soll denn die Bebauung einer Fläche von über 100 Hektar, die nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 frei wird, gelingen, wenn die Bebauung eines Bruchteils dieser Fläche im A1 - Gebiet bereits so grandios gescheitert ist?

Weiter fällt auf, dass in Frankfurt / Main und in München ein Vielfaches der Bautätigkeit neben den Gleisflächen im Vorfeld des Hauptbahnhofs stattfindet als in Stuttgart. Und dies, obwohl diese Städte ihre 21er-Projekte wegen Unrentabilität schon längst begraben haben und weiter auf den bewährten Kopfbahnhof setzen. Oder ist es gerade deswegen?

Das Zweite scheint wahrscheinlicher zu sein. Auch bei einer Beibehaltung des Kopfbahnhofs in Stuttgart und dessen etappenweisem Ausbau werden ca. 30 Hektar Gleisfläche zur Bebauung frei. Diese Gleisfläche könnte ab sofort bebaut werden - und nicht erst in 15 Jahren wie beim Projekt Stuttgart 21. Zudem entfiele dann der enorme Vermarktungsdruck mit hohen Grundstückpreisen, wie dies bei Stuttgart 21 der Fall ist. Dieser hohe Vermarktungsdruck und die hohen Grundstückpreise sind ja zum überwiegenden Teil für die Misere bei der Bebauung der bisherigen Bahnflächen verantwortlich.

Ohne Vermarktungsdruck könnten dann auf den 30 Hektar freiwerdender Fläche wirklich urbane Stadträume entstehen, Räume, die es in Stuttgart zur Zeit wahrlich nicht im Überfluss gibt.

Das Ende der Planungen für Stuttgart 21 würde auch in Bezug auf die Bebauung der freiwerdenden Gleisflächen endlich diejenige positive Energie und Kreativität freisetzen, die für diese urbane Entwicklung unabdingbar ist. Das Ende der Planungen von Stuttgart 21 wäre ein förmlicher Befreiungsschlag für die Zukunft eines lebenswerten, urbanen, wirtschaftlich gesunden Stuttgart.  

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