Mittwoch, 25. Juni 2025

Irritationen um Regionalverkehrsangebot im Verlauf der NBS Wendlingen - Ulm

Nach Medienberichten von vor wenigen Tagen gibt es im Raum Wendlingen eine Bürgerinitiative, die ein Beibehalten des derzeitigen Regionalverkehrsangebots (RE 200) von Wendlingen über die NBS Wendlingen - Ulm nach Ulm fordert. 

Damit aber ist die Bürgerinitiative um Jahrzehnte zu spät dran. Es war von Anfang an klar, dass das derzeitige Angebot nur provisorisch ist und mit (Teil-) Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ein stündlicher RE von Stuttgart über die NBS nach Ulm fahren wird - ohne die Bedienung des Bahnhofs Wendlingen. Es war ebenso klar, dass mit Stuttgart 21 ein halbstündlicher RE-Verkehr von Tübingen zum Stuttgarter Flughafen fahren wird - ohne die Bedienung des Bahnhofs Wendlingen.

Das derzeitige Angebot mit dem RE 200 ist heute nur deswegen möglich, weil im Fernverkehr im Verlauf der NBS nur mit halber Kapazität (drei Züge pro Zweistundenintervall und Richtung) gefahren wird. Mit Stuttgart 21 wird aber im Verlauf der NBS die doppelte Kapazität im Fernverkehr plus ein RE (Stuttgart - Ulm) pro Stunde und Richtung gefahren. Für einen RE 200 ist da einfach kein Platz mehr.

Zudem ist es realitätsfremd anzunehmen, dass das Land BW zusätzlich zum RE Stuttgart - NBS - Ulm noch einen zweiten RE (RE 200) pro Stunde und Richtung bei der Bahn bestellen wird. Da fehlen schlichtweg die Mittel.

Wendlingen ist eine Verliererin von Stuttgart 21 
Die Region um Wendlingen, Plochingen und KIrchheim unter Teck ist eine der Verliererinnen von Stuttgart 21. Das haben wir hier in diesem Blog schon vielfach genannt. Von Wendlingen z.B. gibt es keine direkte Verbindung zum Flughafen. Von Wendlingen gibt es auch keine direkte Verbindung nach Ulm.

Schon vor 15 Jahren haben wir hier in diesem Blog alternative Vorschlage für die Bahnbedienung des Raums zwischen dem Flughafen und Plochingen, Wendlingen und Kirchheim unter Teck unterbreitet.

Demnach wäre nicht der RE über den Flughafen gefahren. Vielmehr wäre die S-Bahn ausgebaut worden. Es hätte Express-S-Bahnen vom Flughafen nach Wendlingen - Plochingen, nach Nürtingen und nach Kirchheim unter Teck gegeben - jeweils im 15 Minuten-Takt. Zusätzlich hätte man eine halbstündliche Express-S-Bahn Kirchheim unter Teck - Wendlingen - Plochingen - Esslingen - Bad Cannstatt - Hauptbahnhof (oben) einrichten können.  

An Stelle der NBS wäre die Filstalstrecke viergleisig ausgebaut werden. Dann hätte es einen Halbstundentakt mit schnellen Regionalzügen Stuttgart - Plochingen - Göppingen - Ulm und jeweils stündlich weiter nach Friedrichshafen und nach Oberstdorf gegeben.

Die reinen Fahrzeiten wären zwar etwas länger als über die NBS. Man muss zur reinen Fahrzeit jedoch auch die durchschnittlichen Wartezeiten auf den Zug im Bahnhof dazuzählen. Diese Wartezeiten sind beim Stundentakt über die NBS wesentlich länger als beim Halbstundentakt über die Filstalstrecke oder beim Viertelstundentakt bei der S-Bahn.

Wo also war die Bürgerinitiative, als vor 15 Jahren der Streit um Stuttgart 21 auf dem Höhepunkt war? Jetzt ist es zu spät. Jetzt "isch da Käs gessa" (Zitat von MP Winfried Kretschmann).      

  

Samstag, 7. Juni 2025

Neue Volksabstimmung zur Gäubahn in Baden-Württemberg erforderlich

Die jetzt drohende Amputation der Gäubahn über viele Jahre hinweg sowie die Gäubahn als Ganzes werden in der an alle Haushalte in Baden-Württemberg versandten "Information der Landesregierung Baden-Württemberg zur Volksabstimmung am 27. November 2011" nicht genannt.

Es ist deshalb erforderlich, dass zur Gäubahn und vor allem zur drohenden vieljährigen Amputation der Gäubahn in einem Stuttgarter Vorort mit dem damit verbundenen Abhängen ganzer Landesteile vom attraktiven Bahnverkehr eine weitere Volksabstimmung abgehalten wird. Zur Beteiligung des Landes an Stuttgart 21 liegt seit dem 27.11.2011 eine Mehrheitsmeinung der Bevölkerung vor. Jetzt ist es erforderlich, dass eine solche Mehrheitsmeinung auch in Sachen Amputation der Gäubahn ermittelt wird.

Der Text der neuen Volksabstimmung könnte wie folgt lauten:

"Das Land Baden-Württemberg setzt sich gegenüber der Bahn und der Landeshauptstadt Stuttgart dafür ein, dass die vom Land bestellten Regionalzüge der Gäubahn so lange über die Stuttgarter Panoramastrecke direkt in den Stuttgarter Hauptbahnhof geführt werden, bis ein mindestens gleichwertiger Ersatz zur Verfügung steht. Hierzu gehört auch - sofern erforderlich - der Einsatz juristischer Mittel.

Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist der größte Bahnknoten in Baden-Württemberg. Er bietet Anschlüsse an den Fernverkehr, den Regionalverkehr, die S-Bahn, die Stuttgarter Stadtbahn und die Linienbusse. Die Stuttgarter Innenstadt ist zudem über den Hauptbahnhof fußläufig erreichbar. Eine Abbindung der Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof konterkariert insofern die Bemühungen zur Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs.

Bis zu mehrwöchige Sperrungen der Gäubahn wegen Instandhaltungsarbeiten sind weiterhin möglich."

"ja" oder "nein". 

Die neue Volksabstimmung müsste im Herbst 2025 stattfinden. 

 

Freitag, 30. Mai 2025

Bundesgartenschaubewerbung in Stuttgart versus Olympiabewerbung in München

Stuttgart will sich zusammen mit Esslingen am Neckar, Ludwigsburg  und der Region Stuttgart um die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2043 bewerben. 

In München hat der Stadtrat bereits beschlossen, sich um die Austragung der Olympischen Spiele wahlweise im Jahr 2036 oder 2040 oder 2044 zu bewerben. Allerdings findet hierzu im Oktober 2025 noch eine Volksabstimmung statt.

Im Jahr 1972 hat München bereits einmal die Olympischen Spiele ausgetragen. Das war verbunden mit einer Neuerfindung Münchens in Sachen Verkehr. Es wurde im Vorfeld der Spiele eines der größten S-Bahnnetze überhaupt eröffnet. Dazu wurde die erste Stammstrecke der Münchner U-Bahn (Marienplatz) eröffnet. Der Mittlere Ring wurde vor allem im Norden Münchens massiv ausgebaut.

München will die Olympischen Spiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 dazu nutzen, erneut verkehrlich voranzukommen. Die Zweite Stammstrecke der S-Bahn soll bis dahin in Betrieb sein. Dazu sollte wenn möglich die vierte Stammstrecke der U-Bahn sowie die massive Erweiterung der dritten Stammstrecke der U-Bahn in Betrieb gehen. Das kann realistisch sein. Denn der Bund wird im Falle des Falles zusätzliche Zuwendungen für München vorsehen.

Stuttgart hat sich ebenfalls mal um die Olympischen Spiele (Jahr 2012) beworben. Allerdings musste sich Stuttgart hierbei einer Vorauswahl unter anderen deutschen Städten stellen. Die Jury bescheinigte Stuttgart, eine ganz vorzügliche Bewerbung eingereicht zu haben. Allerdings äußerte die Jury Bedenken im Hinblick auf die schwierige toppgraphische Situation mit dem Stuttgarter Talkessel, die die bei Olympia zu erwartenden Verkehre nur schwer würde aufnehmen können. Stuttgart unterlag damals Leipzig.

Mir ist nicht in Erinnerung, dass Stuttgart die Bewerbung um die Olympischen Spiele dazu genutzt hätte, verkehrlich massiv voranzukommen, z.B. durch den Bau einer dritten Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn oder durch den Bau eines Mittleren Straßenrings. Da hat wohl das Projekt Stuttgart 21 alles andere verdeckt.

Auch die jetzt geäußerte Absicht der Region Stuttgart, die Bundesgartenschau 2043 auszutragen, wird bisher nicht mit verkehrlichen Ausbauplänen verbunden. Dabei könnte dies die letzte Chance für eine dritte Stammstrecke der Stadtbahn sein.

Im Übrigen wollen sich Reutlingen und das Echaztal um die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2039 bewerben. Ob unter diesen Umständen eine Bewerbung von Stuttgart im Jahr 2043 realistisch ist, bleibt abzuwarten.              

 

Donnerstag, 15. Mai 2025

Landeshauptstadt Stuttgart bereitet Neubau der Gäubahnbrücke vor

Die Landeshauptstadt Stuttgart will die Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg abreißen und neu bauen.

Das geht aus einer Liste der sanierungsbedürftigen bzw. neu zu bauenden Brücken und Tunnels in Stuttgart hervor, die die Stadtverwaltung veröffentlicht hat. Die Stuttgarter Zeitung hat darüber heute berichtet.

Vom Neubau der Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg ist die B 27 mit vier Fahrstreifen betroffen, ebenso vier Stadtbahnlinien sowie auch die Gäubahn.

Ziehen wir aus diesen Nachrichten mal ein paar Schlussfolgerungen.

1. Die Gäubahn-Panoramastrecke wird dauerhaft in Betrieb bleiben. Sonst würde man die Gäubahnbrücke ja nicht neu bauen.

2. Während des Neubaus der Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg sowie anderer Brücken muss die Gäubahn-Panoramastrecke wahrscheinlich mehrere Jahre lang stillgelegt werden.

3. Die temporäre Stilllegung der Panoramastrecke der Gäubahn sollte jedoch nicht ausgerechnet dann erfolgen, wenn auch die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn stillgelegt wird.

4. Die Sanierung bzw. der Neubau von Brücken und Tunnel im Stadtgebiet kostet die Landeshauptstadt Stuttgart  in den kommenden 30 Jahren eine Milliarde Euro. Hier sind nur diejenigen Bauwerke berücksichtigt, die sich in der Baulast der Landeshauptstadt Stuttgart befinden.

5. Die Landeshauptstadt Stuttgart plant in den kommenden Jahrzehnten verschiedene Großprojekte.

6. Daraus folgt, dass die Landeshauptstadt Stuttgart für das neue Rosensteinviertel von Stuttgart 21 in den kommenden Jahrzehnten wohl kaum Mittel übrig hat.

7. Daraus sowie aus den anderen Punkten folgt wiederum, dass die Gäubahn dauerhaft in den ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof fahren sollte. 

      

Montag, 12. Mai 2025

Unstimmigkeiten bei der Fahrzeit der Gäubahn von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen

In der Broschüre zur Volksabstimmung von Stuttgart 21 wird von der Stuttgart 21-Befürworterseite behauptet, dass sich mit Stuttgart 21 die Fahrzeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen von bisher 102 Minuten auf zukünftig 63 Minuten verkürzen wird.

Das Dumme ist nur, dass die Fahrplanauskunft der Bahn heute - ohne Stuttgart 21 - im stündlichen Wechsel eine Fahrzeit von 80 bzw. von 95 Minuten für die Relation von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen angibt. Bereits ohne Stuttgart 21 sind die Fahrzeiten von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen heute also kürzer als im Vorfeld der Volksabstimmung angegeben.

Um die Attraktivität einer Verkehrsverbindung richtig zu beurteilen, ist die Angabe der Reisezeit erforderlich. Die Reisezeit beinhaltet zusätzlich zur reinen Fahrzeit auch noch die durchschnittliche Wartezeit auf den Zug im Abfahrtsbahnhof. Diese durchschnittliche Wartezeit ist die Hälfte der Taktzeit. Bei einem Stundentakt wäre also die durchschnittliche Wartezeit 30 Minuten, die zur reinen Fahrzeit dazugeschlagen werden muss.

Reisezeit heute
Die Reisezeit heute zwischen Rottweil und dem Stuttgarter Flughafen beträgt 80 plus 30 gleich 110 Minuten bzw. 95 plus 30 gleich 125 Minuten. Die Verbindung von Rottweil nach Stuttgart verfügt heute über einen hinkenden Stundentakt.
 
Reisezeit in der Frühzeit von Stuttgart 21
In der Zeit der Schlichtung unter Heiner Geißler bzw. der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 lagen Fahrpläne für die Gäubahn vor, die einen Halbstundentakt mit RE von Stuttgart nach Horb und einen Zweistundentakt mit IC von Stuttgart nach Zürich vorsahen. Der letztgenannte Zug hält in Rottweil.
 
Die Reisezeit von Rottweil zum Flughafen wäre damit bei Stuttgart 21 63 Minuten (Fahrzeit ungeprüft von der Broschüre übernommen) plus 60 Minuten gleich 123 Minuten. Damit wäre die Reisezeit Rottweil - Stuttgart Flughafen sogar in den meisten Fällen länger als dies heute der Fall ist.
 
Gäubahnausbau an Stelle von Stuttgart 21
Hätte man an Stelle von Stuttgart 21 die Gäubahn ausgebaut, hätte man einen Halbstundentakt mit schnellen Zügen von Rottweil nach Stuttgart einrichten können. In S-Vaihingen wäre man dann in die Flughafen-S-Bahn umgestiegen.
 
Die ungefähre Reisezeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen wäre dann 15 Minuten (durchschnittliche Wartezeit in Rottweil) plus 78 Minuten (Fahrzeit) gleich 93 Minuten. Das ist eine konkurrenzlos kurze Reisezeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen!          

Mittwoch, 30. April 2025

Güterzüge über die Schnellfahrstrecke Wendlingen - Ulm: Alle Argumente

In den vergangenen Wochen haben verschiedene Medien das Thema der Leichtgüterzüge im Verlauf der NBS Wendlingen - Ulm wieder aufgenommen.

Dieses Thema war bereits beim Sach- und Faktencheck zu Stuttgart 21 unter Heiner Geißler aktuell.

Fakt ist: Ca. 16 Leichtgüterzüge pro Tag über die NBS sind erforderlich, damit die NBS mehr Nutzen als Kosten verursacht. Allerdings ist gemäß den Medienberichten bisher (Betriebszeit bereits mehrere Jahre) nur ein einziger Leichtgüterzug über die NBS gefahren.

Über die NBS können nur relativ kurze Güterzüge (Leichtgüterzüge) fahren, damit die Steigungen von bis zu 25 Promille keine übermäßige Zugkraft in den Kupplungen zwischen Lok und Wagen bzw. zwischen den Wagen verursachen. Alternativ benötigte man eine Schublok.

Bevor  wir aber die Bewertung "unwirtschaftlich" über die NBS Wendlingen - Ulm niederprasseln lassen, gilt es festzuhalten, dass wir zur Zeit noch bei der NBS Wendlingen - Ulm ein Provisorium haben. Der "Endzustand" wird erst erreicht, wenn die neue Doppelspur S-Hauptbahnhof - Wendlingen in Betrieb sein wird - nach aktuellem Stand also frühestens ab Dezember 2026. Erst danach ist das Thema der Leichtgüterzüge auf der NBS endgültig bewertbar.

Es ist auch möglich, dass die aktuelle Nichtinanspruchnahme von Güterzügen über die NBS außer den fahrzeugseitigen Problemen auch durch betriebliche und verkehrliche Probleme begründet werden kann. Das sehen wir uns heute ein wenig näher an.

Donnerstag, 24. April 2025

Eingleisigkeit der Gäubahn 2.0

Im Rahmen des langfristig geplanten Ausbaus der Gäubahn ist bei Sulz am Neckar ein eingleisiger Tunnel geplant.

Das wäre eine suboptimale Ausbaulösung für die Gäubahn. Die Eingleisigkeit der Gäubahn und die damit verbundenen betrieblichen Nachteile wären damit für alle Zeiten zementiert.

Nun hört man von verschiedenen Quellen, dass der Ausbau der Gäubahn bei Sulz am Neckar etwas anders erfolgen soll. Demnach würden die Regionalzüge weiterhin auf der bestehenden Strecke fahren. Der IC würde den neuen Tunnel benutzen.

Damit gäbe es gleich zwei eingleisige Strecken bei Sulz am Neckar. Die Gäubahn erhielte eine Eingleisigkeit 2.0.

Erinnerung an den Stuttgart 21-Fildermurks
Das erinnert sofort an die inzwischen aufgegebenen Pläne der Gäubahnführung auf den Fildern. Auch hier waren zunächst mal zwei eingleisige Streckenabschnitte geplant. Der bestehende Flughafenbahnhof hätte einen Bahnsteig mit einer Höhe für die Gäubahnzüge sowie einen zweiten Bahnsteig mit einer Höhe für die S-Bahn erhalten. Gott sei Dank hat man dies nicht verwirklicht.

Jetzt soll die Eingleisigkeit 2.0 aber im Bereich Sulz am Neckar kommen. Sehen wir uns mal die heute dort verkehrenden Züge an:

Zweistündlich fährt ein schneller IC/RE ohne Halt in Sulz am Neckar.

Ebenfalls zweistündlich fährt ein langsamer IC/RE mit Halt in Sulz am Neckar.

Ebenfalls zweistündlich fährt  ein RE mit Halt in Sulz am Neckar.

Damit würde der neue Tunnel gerade mal von einem IC/RE pro Stunde befahren. Die bestehende Strecke würde von zwei Zügen pro Stunde befahren (jeweils beide Fahrtrichtungen). Bei der Verflechtung von bestehender Strecke und neuer Tunnelstrecke wird es wahrscheinlich höhengleiche Gleiskreuzungen und damit einen weiteren Engpass geben.

Eine vernünftige Lösung für den Gäubahnausbau kann jedoch nur die Zweigleisigkeit sein. Wenn das Warten auf den Gegenzug entfällt, kann die Fahrzeit verkürzt werden. Dann gibt es auch eine größere Flexibilität bei der Festlegung der Fahrlagen der Züge. Und dann wird auch die Verspätungsübertragung auf die Gegenrichtung vermieden.

   

Dienstag, 8. April 2025

Nach S-Bahn-Offenbarungseid: Stuttgarter Kopfbahnhof muss wenigstens in Teilen erhalten bleiben

Gemäß einem Artikel vom 08. April 2025 in der Stuttgarter Zeitung muss die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn nicht nur im Sommer 2025 und im Sommer 2026, sondern auch im Sommer 2027 gesperrt werden.

Während jedoch bei den Sperrungen im Sommer 2025 und im Sommer 2026 der Kopfbahnhof des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch zur Verfügung steht, um wenigstens einen Teil der Stammstrecken-S-Bahnzüge aufzunehmen, wird dies nach den bisherigen Planungen im Sommer 2027 nicht mehr der Fall sein.

Damit könnte die S-Bahn im Sommer 2027 nicht einmal mehr zum Hauptbahnhof fahren - ein Offenbarungseid.

Es ist deshalb erforderlich, dass die Planungen für den Stuttgarter Hauptbahnhof geändert werden, so dass ein ergänzender Kopfbahnhof weiterhin zur Verfügung steht. Konkret muss ein Teil des Stuttgarter S-Bahnverkehrs im Sommer 2027 in den Kopfbahnhof fahren. Hierzu ist es erforderlich, dass der neue S-Bahnhof Mittnachtstraße im Sommer 2027 stillgelegt wird und die S-Bahnzüge vom Nordbahnhof wie heute oberirdisch sowie von Bad Cannstatt auf der heutigen Trasse zum Kopfbahnhof geleitet werden.

Der Kopfbahnhof muss außer für die Belange der S-Bahn auch weiterhin für die Gäubahn sowie für eine weitere Doppelspur im Nordzulauf  zum Stuttgarter Hauptbahnhof zuständig sein.

   

Mittwoch, 2. April 2025

Wartbergtunnel im Rahmen der P-Option von Stuttgart 21: Widersprüche und Unzulänglichkeiten

Die Bahn treibt die Pläne zum Bau der P-Option von Stuttgart 21 mit dem Wartbergtunnel voran, so dass möglicherweise bereits im Jahr 2026 mit dem Bau begonnen werden kann. 

Wir versuchen heute hier in diesem Blog, den Wartbergtunnel einzuordnen. Hierbei werden wir auf Widersprüche und Unzulänglichkeiten stoßen. 

Der Wartbergtunnel ist nicht Bestandteil von Stuttgart 21
Die P-Option mit dem Wartbergtunnel war zwar von Anfang an Bestandteil der Stuttgart 21-Planung. Die P-Option mit dem Wartbergtunnel ist allerdings nicht Bestandteil des aktuellen, für die Bahn eigenwirtschaftlichen Projekts Stuttgart 21. Die P-Option mit dem Wartbergtunnel wird somit nicht aus dem Stuttgart 21-Topf, sondern aus anderen Töpfen finanziert. 
 
Damit reiht sich die P-Option mit dem Wartbergtunnel in die Reihe der Projekte ein, die zwar irgendwie zu Stuttgart 21 gehören, die aber nicht aus dem Stuttgart 21-Topf finanziert werden. Dazu gehören z.B. die Große Wendlinger Kurve, das vierte und fünfte Bahnsteiggleis beim Bahnhof S-Vaihingen, das dritte Gleis für die Gäubahn beim Flughafenbahnhof, der über 10 Kilometer lange Pfaffensteigtunnel, der ebenfalls über 10 Kilometer lange Nordzulauftunnel oder auch der Generalumbau des Bonatzbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs.
 
Wegen des Nordzulauftunnels muss die P-Option wohl gebaut werden
Obwohl die P-Option mit dem Wartbergtunnel viele Fehler aufweist, muss man auch als Stuttgart 21-Kritiker einräumen, dass wegen des späteren Baus des Nordzulauftunnels die P-Option gebaut werden muss - es sei denn, man legt Stuttgart 21 bis zur Inbetriebnahme des Nordzulauftunnels gleich wieder still.
 
Beim Bau des Nordzulauftunnels muss der Feuerbacher Tunnel von Stuttgart 21 über eine längere Zeitspanne wieder stillgelegt werden, damit der Anschluss des Nordzulauftunnels an den Feuerbacher Tunnel erfolgen kann. Dann gäbe es für den Stuttgarter Hauptbahnhof aber keinen Zulauf mehr von Norden, was gleichbedeutend ist mit dem Bankrott von Stuttgart 21. Hier hilft nun die P-Option mit dem Wartbergtunnel aus, indem sie weiterhin Züge über den Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof ermöglicht, wenngleich nicht so viele wie durch den Feuerbacher Tunnel.
 
Finanzierung des Wartbergtunnels
Für die Finanzierung der P-Option mit dem Wartbergtunnel stehen zwei Quellen im Raum. Einerseits ist eine Finanzierung durch den Bund denkbar unter dem Stichwort des Deutschlandtakts. Hier hat man den Eindruck, dass der Deutschlandtakt immer öfter als Zauberwort verwendet wird, um die Finanzierungstüren zu öffnen.
 
Andererseits erscheint auch eine (Co-) Finanzierung durch das Land BW denkbar, unter dem Stichwort einer Verbesserung für den Regionalverkehr.
 
Bringt der Wartbergtunnel eine Verdoppelung der Kapazität für Regional- und Fernzüge im Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof?
Diese Behauptung geistert durch den Raum. Sie ist aber falsch. Zunächst mal stehen für die Fern- und Regionalzüge im Abschnitt des Nordzulaufs zwischen Feuerbach und Zuffenhausen weiterhin nur zwei Gleise zur Verfügung. Allein von daher ist eine Verdoppelung der Kapazität nicht realistisch.
 
Dann münden die beiden Gleise des Wartbergtunnels nicht direkt in den Stuttgarter Hauptbahnhof, sondern in den Cannstatter Tunnel, wo aber bereits die Züge von/nach Bad Cannstatt fahren.
 
Und zum Dritten bleibt der Engpass des Hauptbahnhofs mit seinen nur acht Bahnsteiggleisen auch unter der P-Option bestehen, was eine größere Leistungsteigerung unrealistisch erscheinen lässt.
 
Bringt der Wartbergtunnel doch Kapazitätsgewinne?
Wir haben ja in diesem Blog bereits gesehen, dass der Regionalverkehrsfahrplan von Stuttgart 21 keine direkte Verbindung zwischen der zweitgrößten und der drittgrößten Stadt der Region Stuttgart (Esslingen am Neckar, Ludwigsburg) vorsieht. Das hat seinen Grund darin, dass diese Züge im Hauptbahnhof in einer sogenannten Außen-Innen-Durchbindung (bzw. umgekehrt Innen-Außen-Durchbindung) auftreten würden. Solche Verbindungen scheut man aber wie der Teufel das Weihwasser. Denn sie sind kapazitätsmindernd.
 
Die P-Option erlaubt es nun, dass die Verbindung von Ludwigsburg nach Esslingen am Neckar im Hauptbahnhof als Außen-Außen-Verbindung auftritt und damit realistischer wird. Die P-Option mit dem Wartbergtunnel beinhaltet insofern also eine kleine Kapazitätssteigerung sowie einen Zugewinn an betrieblicher Flexiblität.
 
Hat der Wartbergtunnel etwas mit dem Deutschlandtakt zu tun?
Gegenüber solchen Statements ist Skepsis angebracht. Wenn der Stuttgarter Hauptbahnhof zum Vollknoten im Rahmen des Deutschlandtakts werden soll, muss es zusätzliche Bahnsteiggleise in Form eines ergänzenden Kopfbahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof geben. Das liefert die P-Option mit dem Wartbergtunnel nicht.
 
Nun könnte man sagen, dass man doch unter diesen Umständen einfach auf den Deutschlandtakt-Vollknoten im Stuttgarter Hauptbahnhof verzichten sollte. Das aber ist nicht so einfach möglich und auch nicht wünschenswert. Der Nordzulauftunnel wird zusammen mit anderen Maßnahmen die Fahrzeit zwischen Mannheim und Stuttgart auf einen Wert unterhalb des Kantenzeiten-Wertes von 30 Minuten drücken. Damit werden sich die ICE der Nationalen Magristrale Frankfurt - Stuttgart - München nicht nur im Mannheimer Hauptbahnhof, sondern auch im Stuttgarter Hauptbahnhof begegnen. Daraus folgt dann aber zwingend die Einrichtung eines Vollknotens im Stuttgarter Hauptbahnhof.
 
Der Vollknoten erfordert zwei Gleise im Nordzulauf zum ergänzenden Kopfbahnhof. Dies darf die P-Option mit dem Wartbergtunnel nicht verbauen. Im Gegenteil muß die P-Option mit dem Wartbergtunnel die Tür für die beiden Gleise des Nordzulaufs zum ergänzenden Kopfbahnhof im Stuttgarter Hauptbahnhof öffnen.
 
          
         

Sonntag, 23. März 2025

Bauschaden am Bonatzbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs behoben

Vor ganz wenigen Tagen wurde das Loch in der zum Arnulf-Klett-Platz zeigenden Fassade des Bonatzbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs geflickt, das heißt, es wurde der Zustand ohne Loch wiederhergestellt.

Es wurde für das Flicken des Lochs derselbe Stein verwendet wie er in der Umgebung des Lochs seit jeher vorhanden ist. Dafür gebührt den Beteiligten eine Anerkennung. Das ehemalige Loch kann man allenfalls noch an der etwas anderen Färbung der neuen Steine erkennen. Es wird wohl einige Jahre dauern, bis die neu hinzugekommenden Steine in Bezug auf die Färbung nicht mehr von den anderen Steinen unterschieden werden können. 

Die Grunderneuerung des nach dem Abriss der beiden Seitenflügel noch verbliebenen Teils des Bonatzbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs wurde ja aus dem Projekt Stuttgart 21 herausgelöst und von der Bahn als eigenständiges Projekt gemanagt. Dieses Projekt ist jetzt so weit fortgeschritten, dass die Hilfskonstruktionen an der Richtung Arnuf-Klett-Platz zeigenden Fassade rückgebaut werden können. Ebenso musste das berühmte Loch in der Fassade jetzt dringend geschlossen werden, damit die neue innere Konstruktion des Bonatzbaus vollendet werden kann.

Das Loch ist aus Versehen entstanden. Es war nicht geplant. Irgendwer hat irgendwas bei den Auskernungen des  Bonatzbaus nicht beachtet. Das geschah im August 2021. Seitdem sind nun fast wieder vier Jahre vergangen. Das zeigt, wie lange inzwischen in Deutschland Bauprojekte dauern - bei der Planung und beim Bau. Der Bau steckt in Deutschland in einer Krise. Das betrifft nicht nur das Projekt Stuttgart 21.

Das Loch im Bonatzbau ist also geschlossen, eine eher kleine Episode beim Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Trotzdem bleibt Stuttgart 21 ein ausgesprochen schlechtes Projekt.            

Blick vom Arnulf-Klett-Platz zum Mittelteil des Bonatzbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs: Oben am Gebäude sieht man rechts der Hilfstragekonstruktion und erkennbar an der weißeren Färbung die neuen Steine, die zum Schließen des Lochs verwendet wurden.